Zeitzeugen-Interviews als Forschungsdaten
Freie Universit?t Berlin startet Portal ?Oral-History.Digital“ mit Interviews unter anderem zu NS-Verfolgung, DDR und jüngsten Flüchtlingsbewegungen
Nr. 200/2023 vom 14.09.2023
Am 25. September 2023 pr?sentiert die Freie Universit?t Berlin die Online-Plattform ?Oral-History.Digital“ (oh.d). Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gef?rderte Interviewportal gibt Forschenden und historisch Interessierten Zugang zu bisher schwer zug?nglichen Zeitzeugen-Interviews aus unterschiedlichen Institutionen und Projekten. ?Oral-History.Digital“ umfasst über 2.000 Interviews unter anderem von Verfolgten des Nationalsozialismus, aber auch Berliner Museumsmitarbeiter*innen, Bergarbeitern im Ruhrgebiet, Professor*innen und Punks, DDR-Bausoldaten oder Geflüchteten aus Syrien und der Ukraine. ?Der Start des neuen Zeitzeugen-Portals kann am 25. September von 14 bis 17 Uhr per Livestream (#/eroeffnung/ ) verfolgt werden.
Museen, Universit?ten und Stiftungen k?nnen in dieser Erschlie?ungs-Plattform ihre Audio- und Video-Interviews mit Transkripten und Begleitmaterialien hochladen, mit Werkzeugen für Transkription oder Verschlagwortung bearbeiten und für Bildung und Wissenschaft bereitstellen. Interessierte aus Forschung, Bildung und ?ffentlichkeit k?nnen die Interviews über Filter- und Volltextsuche sammlungsübergreifend durchsuchen, mit Untertiteln ansehen, annotieren und zitieren.
Die narrativen Interviews der Oral History sind eine wichtige Quelle für die Geschichtswissenschaft und andere Disziplinen, aber auch für Ausstellungen und Bildungsprojekte. Sie sind aber über viele Institutionen verstreut und schwer auffindbar, oft schlecht erschlossen und nur vor Ort zug?nglich. ?Oral-History.Digital“ macht diese Interviews nun als audiovisuelle Forschungsdaten auffindbar, zug?nglich und nachnutzbar. Eine differenzierte Zugangskontrolle schützt die Pers?nlichkeitsrechte der Interviewten. Die Langzeitarchivierung gew?hrleistet die dauerhafte Verfügbarkeit der Dateien.
Sechs Partnerinstitutionen arbeiten in oh.d zusammen. Mit der Universit?tsbibliothek der Freien Universit?t Berlin, dem Archiv ?Deutsches Ged?chtnis“ der FernUniversit?t Hagen und der Werkstatt der Erinnerung an der Forschungsstelle für Zeitgeschichte Hamburg bringen die gr??ten Oral History-Einrichtungen in Deutschland ihre Sammlungsbest?nde ein. An der Universit?t Erlangen wird das Portal für eine Studie zur Migrationsgeschichte erprobt. Das Bayerische Archiv für Sprachsignale an der Universit?t München bietet Langzeitarchivierung und Spracherkennung, der Lehrstuhl für Medieninformatik der Universit?t Bamberg unterstützt die Schnittstellen zu Normdaten.
Entwickelt wird oh.d gemeinsam mit fast 30 Pilotarchiven, u.a. dem Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung, dem Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, dem Westf?lischen Landesmuseum für Industriekultur, den KZ-Gedenkst?tten Buchenwald und Flossenbürg, den Staatlichen Museen zu Berlin oder den Universit?ten Halle, Erfurt und Bochum. Sie bringen ihre jeweils einzigartigen Interviewsammlungen ebenso ein wie ihre vielf?ltigen Erfahrungen und Anforderungen.
Ab 25. September sind über 2.000 Interviews zu verschiedenen historischen Themen archivübergreifend recherchierbar. Interviewt wurden etwa Verfolgte des Nationalsozialismus, aber auch Berliner Museumsmitarbeiter*innen, Bergarbeiter im Ruhrgebiet, Professor*innen und Punks, DDR-Bausoldaten oder Geflüchtete aus Syrien und der Ukraine. Die Zahl und Vielfalt der Interviewarchive in oh.d wird künftig weiter ausgebaut.
?Oral-History.Digital“ wird seit 2020 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gef?rdert. In einer zweiten F?rderphase bis 2026 wird die User-Community erweitert und die Software konsolidiert; neue Funktionalit?ten werden die Editions- und Suchm?glichkeiten weiter optimieren. Die Freie Universit?t Berlin wird die Infrastruktur als wissenschaftliche Dienstleistung für Forschende und Archivpartner langfristig anbieten und ausbauen. Mit der Unterzeichnung erster entsprechender Vertr?ge ist ein nachhaltiges Betriebsmodell eingerichtet. ?ber das geschichtswissenschaftliche 4Memory-Konsortium integriert sich oh.d in die Nationale Forschungsdaten-Infrastruktur.
Vorgestellt wird das Interviewportal am Montag, den 25. September 2023, im Henry-Ford-Bau der Freien Universit?t Berlin. Auf einem Workshop am Folgetag diskutieren beteiligte Archive, Forschende und Fachleute über Nutzungsm?glichkeiten und weitere Perspektiven. Beide Veranstaltungen k?nnen auch als Livestream verfolgt werden. (cxm)
Weitere Informationen
Websites
- Projekt ?Oral-History.Digital“: https://www.oral-history.digital
- Interviewportal: https://portal.oral-history.digital/de
Veranstaltung
- Montag, 25. September 2023, 14-17 Uhr, im Henry-Ford-Bau der Freien Universit?t Berlin, Garystra?e 35, 14195 Berlin-Dahlem, Livestream unter: https://www.oral-history.digital/eroeffnung/
Kontakt
- Dr. Cord Pagenstecher, Universit?tsbibliothek der Freien Universit?t Berlin, Abteilung Forschungs- und Publikationsservices, Digitale Interview-Sammlungen; E-Mail: cord.pagenstecher@cedis.fu-berlin.de